Li­cht ins Dun­kel

Umnutzung Gewerbe- und Bürohaus Buck 40, Zürich

Die Aufgabe, Gewerbe­bauten der 1960er-Jahre zu transformieren, ist nicht neu, aber von neuer Dringlichkeit. Die ARGE Oxid Architektur und Scheitlin Syfrig Architekten überrascht mit ihrem Ansatz zum Umbau.

Data di pubblicazione
05-12-2024

Das Gewerbehaus aus dem Jahr 1968 an der Zürcher Buckhauserstrasse war sanierungs­bedürftig, gemäss der Eigentümerin UBS sogar abbruchreif. Trotzdem gewann die ARGE den ausgelobten Wettbewerb mit einem Umbauprojekt. Ein kluges Konzept mit einem starken Eingriff im Innern überzeugte die Jury, das Projekt einem Ersatzneubau vorzuziehen.

Die Erschliessung über das Tiefparterre und das Fehlen eines Zugangs im Erdgeschoss waren ein grosses städteräumliches Defizit des Bestands. Das Architekturteam erkannte in der südseitigen Laderampe aber einen attraktiven Schwellenraum und verlängerte diesen um das ganze Haus herum. Die Fassadenflucht wurde zurückgesetzt und öffenbar gestaltet. Nun erlaubt die umlaufende Rampe gut sichtbare gewerbliche Nutzungen. Zudem bietet sie als halböffentlicher Raum einen Mehrwert für die Stadt. Eine figurale Betontreppe betont den neuen Eingang im Hochparterre des Hauses.

Die Gebäudetiefe des quadratischen Grundrisses von 51 m war die grosse Herausforderung der Transformation. Die Struktur aus vier Erschliessungskernen und Büroräumen entlang der Fassade wurde beibehalten. Die einstigen Lagerflächen im Innern des Gebäudes hingegen wurden aufgelöst und durch Einschnitte in die Geschossdecken ein beeindruckendes Atrium freigelegt, das nun Licht und Luft in die Tiefe des Volumens bringt. 

Solche räumliche Freiheiten eröffnen sich fast nur noch im Umbau. Denn das Volumen des Gebäudes war bereits erstellt und dadurch – ökonomisch und ökologisch – gratis. Aus der bestehenden Konstruktion und den räumlichen Eingriffen entsteht hier eine faszinierende dreidimensionale Struktur, die zusätzlich mit H11ängepflanzen begrünt wird. Die versetzten Deckenausschnitte bilden nun ganz unterschiedliche Räume im Innern und bieten spannende Durchblicke durch das Atrium in alle Geschosse.

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Nicht nur die Struktur, auch die Spuren der Zeit, des Handwerks und des jüngsten Umbaus blieben erhalten. Einige Schnitte in den Beton­decken sind recht ungenau, denn ein Diamantschneider in dieser Dimension ist kein präzises Werkzeug. Zubetonierte Lifttüren sind in den Wänden ablesbar, Gebrauchsspuren an den Stützen sind nur wo nötig ausgebessert. Um dieses rohe, charaktervolle Atrium sind die Büroräume mit verglasten Trennwänden angeordnet, die so trotz ihrer geringen Raumhöhe ungewöhnliche Grosszügigkeit gewinnen. 

Die bestehenden Treppenhäuser wurden erhalten, wo nötig statisch verstärkt und bis ins neue Dachgeschoss erweitert. Der Aufbau ist aus Holz und bildet eines der drei obersten Geschosse. Zusammen formen sie abgetreppte Rücksprünge, die von einer umlaufenden, begrünten Pergola zusammengefasst werden. Dem Haus wurde so eine grüne Krone aufgesetzt, die die Geschosse volumetrisch zusammenbindet und im Innern überraschende Qualitäten hervorruft. 

Das unterste der Dachgeschosse liegt hinter einem grünen Vorhang. Das zweite umgibt eine vorgelagerte Stadtloggia mit kühlendem Blätterdach und das oberste, neue Attika­geschoss öffnet sich zu einer umlaufenden Dachterrasse mit begrünter Balustrade. Die Pflanzenwahl des Landschaftsarchitekturbüros bringt Wildheit und Weichheit in den Ausdruck der neuen Fassade.

Die Hülle der drei unteren Geschosse aus Fenstern und Betonbändern wurde entfernt und durch raumhohe Verglasungen ersetzt. Ein vorgelagertes, feines Metallgerüst für den textilen Sonnenschutz sucht ein lustvolles Spiel aus Offen- und Geschlossenheit. Je nach Sonnenstand und Bedarf an Verschattung erscheint die Fassade gläsern oder aus rotem Textil. 

Die neue Hülle ist konsequent bauteilgetrennt und additiv aufgebaut. Die Fenstereinteilung löst die Absturz­sicherung und erlaubt, alle Gläser von innen zu reinigen. Die Sonnenschutzelemente können einzeln ausgetauscht werden, ohne die thermische Hülle zu tangieren. In einem nächsten Umbau ist sie komplett rückbau- und wiederverwendbar. Im Gegensatz zum kraftvollen Innenleben ist der Ausdruck der Fassade zurückhaltender. Zusammen mit der Neugestaltung des Hochparterres und dem grünen, überhöhten Dachabschluss entsteht aber das Bild eines offenen, zeitgemässen Bürobaus.

Mit einfachen konzeptionellen Massnahmen wurde mit dem bestehenden Bau ein nachhaltiger Mehrwert geschaffen, der über Ökologie hinausgeht. Die massive Ersparnis von neu erstelltem Beton im Vergleich zu einem Neubau ist offensichtlich, die energetische Verbesserung der Hülle, die Erneuerung der Haustechnik, PV-Module auf dem Dach und die Nutzung von Regenwasser für die Bewässerung der Begrünung von Fassade und Atrium sind heute Standard. Die besondere Leistung des Planungsteams besteht darin, dass es das Gebäude durch gezielte, starke Eingriffe für einen weiteren Nutzungszyklus angepasst hat und den Mehrwert eines Umbaus im Innern und Äusseren sichtbar macht. So geht Nachhaltigkeit.

Weitere Artikel zu Fassaden finden Sie in unserem digitalen Dossier.

Buck 40, Umnutzung Gewerbe- und Bürohaus Zürich

 

Bauherrschaft 
UBS Fund Management, Basel
 

Architektur
ARGE Oxid Architektur, Zürich / Scheitlin Syfrig Architekten, Luzern
 

Totalunternehmung
Frutiger, Gümligen

 

Tragkonstruktion 
blesshess, Luzern

 

Landschaftsarchitektur  
Appert Zwahlen Partner, Cham


Fassadenplanung
Sutterweidner, Biel 


HLKS-Planung
eicher + pauli, Zürich 


Bauphysik 
brücker + ernst, Luzern


PV-Planung
Hefti, Hess, Martignoni, Zug


Fenster 
4B, Hochdorf

Facts & Figures


Fertigstellung: 2024
Baukosten (BKP 1–9): CHF 34.2 Mio.
Geschossfläche(SIA 416) : 17 496 m2
Volumen (SIA 416): 59 129 m3

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