Die Sch­wei­zer Be­völ­ke­rung schä­tzt den Wald

Die Menschen in der Schweiz gehen häufig in den Wald und können sich dabei gut erholen. Sie schätzen die vielfältigen Leistungen des Waldes für die Gesellschaft. Die Erhaltung des Waldes in seiner räumlichen Verteilung ist ausserordentlich gut verankert. Dies zeigt eine repräsentative Befragung der Schweizer Bevölkerung zu ihren Ansprüchen an den Wald, die am Freitag in Bern präsentiert wurde.

Data di pubblicazione
18-02-2012
Revision
01-09-2015

Die repräsentative Bevölkerungsumfrage «Waldmonitoring soziokulturell» (WaMos) hatte zum Ziel, die Einstellung der Bevölkerung, ihr Verhalten und ihr Wissen bezüglich waldspezifischer Themen zu erfassen. Sie wurde erstmals 1997 durchgeführt und 2010 wiederholt. Die Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL wertete die im Herbst 2010 vom Forschungsinstitut gfs-Zürich bei gut 3000 Personen in der ganzen Schweiz erhobenen Daten aus. Den Auftrag dazu hatte das Bundesamt für Umwelt (Bafu) erteilt. Gleichzeitig hatte der Kanton Aargau die WSL beauftragt, die Einstellung der Aargauer Bevölkerung zum Wald vertieft zu untersuchen.

Breites Verständnis für Waldfunktionen

Gemäss der Umfrage hat die Bevölkerung der Schweiz ein breites Verständnis über die vielfältigen Waldleistungen. Der Wald sorgt für saubere Luft, produziert Holz, ist Lebensraum für Tiere und Pflanzen, schützt vor Naturgefahren. Für Andreas Götz, Vizedirektor beim Bafu zeigen die Ergebnisse, dass den Schweizern und Schweizerinnen der Wald am Herzen liegt. Die Multifunktionalität als Basis für die Waldpolitik und Nutzung des Waldes werde klar unterstützt. 95% der Interviewten sind zudem der Meinung, dass erbrachte Leistungen zugunsten der Allgemeinheit etwas kosten dürfen. Dies gilt insbesondere für Beiträge für die Waldpflege und den Naturschutz. Im Jahre 2010 richtete der Bund insgesamt 83 Mio. Franken für den Wald aus, davon 58 Mio. Franken für den Schutzwald.  Die Kantone leisteten Beiträge in der gleichen Grössenordnung.

In der Schweiz sind 31% der Landesfläche bewaldet. Die Mehrheit der Befragten findet, die bestehende Waldfläche sei entweder gerade richtig oder es gebe eher zu wenig Wald. Allerdings wissen nur 28%, dass die Waldfläche in der Schweiz insgesamt seit Jahrzehnten zunimmt. Laut Götz ist deshalb die Information der Bevölkerung zu verbessern. Beim Schutzwald sind die Kenntnisse besser. So sind 80% der Befragten klar, dass ein Schutzwald gepflegt werden muss, damit er vor Naturgefahren optimal schützt. Erstaunlich ist hingegen, dass nur 8% wissen, dass Wald auch einen Beitrag zum Trinkwasserschutz leistet.

Tief verankertes Rodungsverbot

Die gesetzlich verankerte Pflicht zur Erhaltung des Waldes in seiner Fläche und räumlichen Verteilung stösst in der Bevölkerung auf breite Akzeptanz. 85% der Befragten befürworten das Rodungsverbot. Die Nutzung von Wald für andere Zwecke soll nur in Ausnahmefällen zulässig sein. Dies steht im Widerspruch zur Forderung, den Waldschutz zu lockern, was gegenwärtig im Zentrum der waldpolitischen Debatte steht.

Eindrücklich sind auch die Ergebnisse zur Erholung. 95% der Befragten erleben ihre häufigen Waldbesuche als entspannend. Damit leisten die Wälder einen nicht zu unterschätzenden Beitrag zum Wohlbefinden der Menschen. Und der Mehrheit gefällt der Wald, den sie jeweils besuchen. Generell gefallen den Menschen aus Laub- und Nadelbaumarten gemischte Wälder mit Lichtungen besser als dunkle mit dichtem Bestand. Sehr beliebt sind Waldgebiete mit Bächen oder Teichen. Auch Naturlehrpfade, Feuerstellen, Waldhütten und Unterstände, Bänke und Spielplätze werden sehr geschätzt. Im Vergleich zur Umfrage 1997 führen die unterschiedlichen Freizeitnutzungen häufiger zu Konflikten. Ein Indiz dafür ist, dass mehr Befragte sich gestört fühlten. Biker werden dabei als grösste Störung wahrgenommen.

Weshalb Wälder gefallen

Die Umfrage hat auch zu neuen Erkenntnissen geführt. «Wir wissen heute nicht nur, dass der Wald gefällt und dass man sich erholt, sondern auch, weshalb er gefällt und weshalb sich die Menschen erholen», sagte Christoph Hegg, der Vizedirektor der WSL. So beeinflussen die Qualitäten (Landschaftseigenschaften und Naturmerkmale) in hohem Masse, ob ein Wald gefällt. Und diese lassen sich über die Bewirtschaftung beeinflussen. Einen wichtigen Einfluss, ob ein Wald gefällt und für die Erholung bedeutsam ist, haben aber auch Walderfahrungen in der Kindheit. Menschen, für die der Wald in der Kindheit wichtig war, schätzen ihn auch als Erwachsene mehr.

Bei einigen Naturmerkmalen und Infrastrukturen im Wald fielen die Antworten sehr unterschiedlich aus. So polarisiert etwa das Vorhandensein von viel morschen Bäumen und Ästen (Totholz). Dieses ökologisch wertvolle Substrat wird von vielen Leuten als störend empfunden. Laut Hegg werden auch Biketrails und  Waldstrassen sehr kontrovers beurteilt.

Wenig Unterstützung für intensivere Holznutzung

Die Holzproduktion ist heute bei der Bevölkerung stärker im Bewusstsein als bei der Umfrage 1997. 83% der Befragten finden die Holznutzung wichtig für die hiesige Wirtschaft. Jedoch nur 22% unterstützen eine intensivere Nutzung; 1997 waren noch 45% für eine stärkere Nutzung gewesen. Die Waldpolitik des Bundes plädiert dafür, die Holznutzung zu steigern und das nachhaltig nutzbare Potenzial auszuschöpfen. Damit dies gelingt, ist noch einige Überzeugungsarbeit zu leisten.

Der Kanton Aargau hat die WSL mit einer vertieften Untersuchung beauftragt. Dabei zeigte sich, dass die Bewohner des Aargaus in vielen Punkten ziemlich repräsentativ sind für die Schweizer Bevölkerung. Für den Aargauer Regierungsrat Peter C. Beyeler zeigen die Ergebnisse der Umfrage, dass man auf dem richtigen Weg sei. Neben der Holznutzung sei für den Aargau vor allem die Erholung bedeutsam. Ziel sei es, dass alle Menschen innerhalb von 15 Minuten zu Fuss im Wald seien.

Enge Verzahnung von Wald und Siedlungsgebiet im Aargau

Im Kanton Aargau liegen Siedlungsgebiet und Wald besonders eng zusammen. Laut Marcel Murri von der Abteilung Wald liegt kein Wohngebiet mehr als 1,5 km vom Wald entfernt. Der Wald werde am meisten zum Spazieren genutzt und die Menschen suchten in ihm vor allem Ruhe. Zwei Drittel der Befragten halten sich im Sommer mindestens ein bis zwei Mal pro Woche im Wald auf. Bemerkenswert ist auch die hohe Zustimmung für Waldreservate. 80% der Aargauer und Argauerinnen sind dafür, solche Gebiete zu schaffen, während es im Schweizer Durchschnitt nur 61% sind. Ein Grund für die hohe Akzeptanz im Aargau könnte sein, dass das Naturschutzprogramm vom Kanton und den Waldeigentümern partnerschaftlich umgesetzt wird. 

Infos zur Umfrage
http://www.bafu.admin.ch/dokumentation/medieninformation/00962/index.html lang=de&msg-id=43442

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