Leberecht Migges Erbe
Editorial
Verstaubt und verschimmelt lagen die Blätter da, bis sie in den vergangenen zwei Jahren im Archiv für Schweizer Landschaftsarchitektur in Rapperswil entdeckt wurden: rund 320 Pläne und Skizzen des deutschen Gartenarchitekten Leberecht Migge (1881–1935).
Mit einem solchen Fund hatte niemand gerechnet. Aus Gründen, über die sich heute nur spekulieren lässt, hatte Migges Familie nach seinem Tod all seine Bürounterlagen vernichtet. Die Archive seiner Auftraggeber wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört. So schien von einem der prägendsten Gartenarchitekten und Reformer des 20. Jahrhunderts nichts übrig geblieben zu sein als die Schriften, die er veröffentlicht hatte, spärlich bebilderte Artikel über seine Projekte in alten Zeitschriften und die zerbombten Reste einiger von ihm gestalteter Gärten. Von der Existenz der Originaldokumente, die letztes Jahr unverhofft zum Vorschein gekommen sind, ahnte keiner etwas. Die Pläne und Skizzen stammen aus dem Büro des Zürcher Gartenarchitekten Walter Leder (1892–1985), der kurze Zeit bei Migge gearbeitet hatte und dessen Nachlass kürzlich dem Archiv für Landschaftsarchitektur übergeben wurde. Nun werden die Dokumente restauriert und wissenschaftlich untersucht. Die Forscher erhoffen sich neue Erkenntnisse über Migges Arbeitsweise und über die genaue Tragweite seines Einflusses auf die Landschaftsarchitektur, insbesondere auch in der Schweiz.
Erste Ergebnisse – und eine Auswahl kunstvoll gezeichneter, akribisch genau detaillierter Pläne – präsentiert das Forscherteam bereits in dieser Ausgabe von TEC21. Das weckt Lust auf mehr.
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