Bel­le­vue in Grün: Vuebel­le

Auf dem Hönggerberg entsteht ein biodiverser Zwilling des Zürcher Bellevue-Platzes, mit blühenden Landschaften statt versiegelten Strassen, Trottoirs und Tramtrassees.

Publikationsdatum
22-05-2023

Auf dem städtischen Bellevue gibt es vor allem viel Verkehr: Pro Tag fahren 50'000 Autos vorbei und 250'000 Personen steigen hier täglich zwischen sieben Tramlinien und zwei Buslinien um. Demgegenüber soll auf dem Hönggerberg mit dem «Vuebelle» ein biodiverses Pendant entstehen, das auf exakt derselben Fläche vor allem Platz für Tiere, Pflanzen und Begegnung bieten. Als Partnerin stellt Grün Stadt Zürich die Fläche von rund 8'700 m2, die zuletzt landwirtschaftlich genutzt wurde, zur Verfügung.

Der Verein Bee'n'Bee wurde für diese Idee vor zwei Jahren beim Wettbewerb «Für Züri» zur Ausschüttung der Jubiläumsdividende der ZKB mit dem maximalen Preisgeld von 250'000 Franken ausgezeichnet. Am Anfang stand der Wunsch, das Thema Biodiversität über ein neues Narrativ zu vermitteln, wie Markus Schaub, Initiator des Vuebelle und Geschäftsführer des Vereins, ausführt: «Wir wollten ein Projekt entwickeln, das im direkten Bezug zum eigenen Alltag steht, daraus entstand die Idee mit dem Zwillingsplatz.» Das Bellevue sei der ideale Platz dafür, denn jede Zürcherin und jeder Zürcher kann sich darin orientieren und verorten.

Die Bepflanzung des Areals wird auf 110 x 75 m im 1:1 Massstab der Geometrie des Stadtplatzes folgen: Tramtrassees und Strassenräume werden zu blühenden Wiesen, ein Hain aus Kastanien-, Apfel- und Nussbäumen bietet Nistplätze und Nahrung für Vögel. Das Bellecafé, das ZVV-Schaltergebäude und die beiden Perrondächer werden durch Schirm- und Pfahlbäume nachgebildet. Auch Billetautomaten, Abfalleimer und Werbesäulen werden nachgebaut, sollen auf dem grünen Vuebelle aber als Behausungen für Insekten, Vögel und Kleintiere dienen. Und auch für die grössten Stadttiere, die Menschen, soll es reichlich Platz und Angebote haben, die dazu einladen, den Raum zu nutzen.

Auch wenn der Hönggerberg schon heute – im Gegensatz zu städtischen Plätzen – vorwiegend unversiegelte Grünflächen bietet, fehlt es an Aufenthaltsorten. Oder wie es Markus Schaub beschreibt: «Heute spaziert man dem Waldrand entlang, man geht durch die Natur hindurch, aber nicht in die Natur hinein.» Erlebbare und zugängliche Natur sowie ein Ort zum Verweilen, das soll das Vuebelle bieten. Und nebenbei die Fantasie anregen: Was davon wäre am Bellevue denkbar? Markus Schaub stellt das Bellevue als Verkehrsknotenpunkt nicht in Frage, aber verspricht sich durchaus Impulse für städtische Plätze: «Wir wollen mit diesem Projekt etwas in den Köpfen bewegen, in der Hoffnung, dass sich dadurch längerfristig auch in der Stadtplanung etwas bewegen kann.»

Nach zwei Jahren Planung geht das Projekt diesen Sommer in die Umsetzung: In gut einem Jahr, im Sommer 2024, soll der neue grüne Vuebelle-Platz eröffnet werden. Schon bald will der Verein Bee’n’Bee ein Crowdfunding für die Umsetzungsphase starten. So sollen Zürcherinnen und Zürcher zu aktiven Beteiligten des Projekts werden und selbst einen Quadratmeter Biodiversität spenden können. Zudem ist ein Teil des Areals dafür vorgesehen, dass Personen selbständig einen biodiversen Garten anlegen und pflegen können. Die Flächen stehen dem Projekt für mindestens acht Jahre zur Verfügung. Was in welcher Form längerfristig bestehen bleibt, wird sich noch zeigen – je nachdem, wie sich das Vuebelle entwickelt, belebt und genutzt wird.

Meilensteine

Planung: September 2021 bis August 2023

Umsetzung: August 2022 bis April 2024

Eröffnung: Sommer 2024

 

Weitere Infos: vuebelle.ch

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