Modell statt Plan
Die Instandsetzungs- und Neubauarbeiten für das Wasserkraftwerk Schils in Flums wurden modellbasiert ausgeführt. Die Umsetzung in der Praxis hat funktioniert. Nach vier Jahren Bauzeit ging es im Sommer in Betrieb.
Mit einem Anteil von rund 56 % am hierzulande erzeugten Strom ist die Wasserkraft wichtigster Energieträger. In die Erneuerung des Kraftwerks Schils investierten die St. Gallisch-Appenzellische Kraftwerke SAK insgesamt 37 Mio. Franken. Durch die Aufrüstung der Anlage wird das Kraftwerk künftig die Stromproduktion um 20 % steigern können, von früher 40 GWh auf rund 48.5 GWh jährlich – das reicht, um 11 2 00 Haushalte mit Strom zu versorgen. Die erneuerte Anlage ging im Juni 2021 in Betrieb und wurde im September am Tag der offenen Tür der Bevölkerung vorgestellt.
Die Sanierungs- und Neubauarbeiten am Kraftwerk Schils in Flums begannen 2019 mit dem Rückbau der bestehenden Kraftwerkszentrale, den Stahlbetonarbeiten für den Neubau der Zentrale sowie der Planung der Gebäudehülle. BIM2Field war ursprünglich kein Vertragsbestandteil. Auf Initiative der Planerfirma Afry und der Bauunternehmung Strabag wurden die Ausführungspläne anstelle von Papier als 3-D-Modelle angeliefert – quasi als BIM-Pilotprojekt. Nach einer intensiven Planungs- und Koordinationsphase gelangten die Modelle schliesslich im offenen IFC-Austauschformat direkt via Cloud auf die Tablets.
Insgesamt wurden vier Prozesse modellbasiert ausgeführt: der Aushub mittels einer 3-D-Maschinensteuerung, die Absteckung, die Schalungs- und Bewehrungsarbeiten sowie die Abnahme und interne Qualitätssicherung. Mit diesem Vorgehen wollte man die Planungsqualität verbessern, Störungen im Bauablauf vermeiden und Arbeitsabläufe optimieren. Zudem sollen die BIM2Field-Prozesse standardisiert und auch für Folgeprojekte etabliert werden können.
Die Erfahrungen im praktischen Einsatz haben gezeigt, dass die Umsetzung funktioniert. Als besonders vorteilhaft erwies sich auf der Baustelle das Schalungsmodell. Per Knopfdruck konnten sämtliche Materiallisten generiert werden, was Bestellungen just in time ermöglichte. Nur das nötige Schalungsmaterial befindet sich vor Ort, das spart neben Platz auch Transport- und Inventarkosten.
Zur Erneuerung des Wasserkraftwerks gehörten auch verschiedene ökologische Verbesserungen in der Umgebung. Unter anderem wurde bei der Wasserfassung Bruggwiti die Restwassermenge neu saisonal dotiert und gegenüber der früheren Konzession leicht erhöht, sodass man den Grundabfluss im Schils erhöhen konnte. Nach der Wasserkraftzentrale wurde für das turbinierte Wasser der Aeuli-Maschine ein separater Kanal gebaut, der das Wasser direkt nach der Schluchtstrecke dem Schils wieder zurückführt. So liess sich die Schwall/Sunk-Problematik im Tal verbessern.
Sanierungs- und Neubauarbeiten Kraftwerk Schils, Flums
Bauherrschaft
St. Gallisch-Appenzellische Kraftwerke (SAK), St. Gallen
Planung und Bauleitung
Afry, Zürich
Bau Zentrale inkl. Planungsleistung
Strabag, Niederurnen und Schlieren
Elektromechanik
Andritz Hydro, Kriens
Druckleitung
Kelag Systems, Sennwald