Simba Vision: Ein Schulhaus in der Savanne
Editorial TEC21 16/2024
Schulhausarchitektur hat immer auch mit praktizierter Pädagogik zu tun. So sind um Maria Montessori (1870–1952) trotz ihrer ethnischen Vorurteile – neue Studien lassen sie in ungünstigem Licht erscheinen – weltweit Schulhäuser für eine kindgerechte Didaktik entstanden. Montessori gab dafür zwar keine räumlichen Kriterien vor, eine nähere Betrachtung zeigt aber, dass ihre Pädagogik die Räumlichkeiten durchaus beeinflusst hat.
Für die Schule «Simba Vision» in Tansania schrieb die in Luzern ansässige Arthur Waser Stiftung einen Wettbewerb ohne ein Raumprogramm, aber mit Entwurfsprinzipien aus, die sich aus der Montessori-Pädagogik ableiten. Doch der Bau geht nicht nur aus dieser kindzentrierten Architektur hervor, sondern auch aus dem lokalen Kontext, der Lage, den Möglichkeiten der Handwerker, den verfügbaren Materialien, den Transportbedingungen und den klimatischen Gegebenheiten. Und er zeigt, dass durchaus Spielraum für gestalterische Freiheit besteht.
Natürlich haben wir in der Schweiz bezüglich architektonischer und technischer Details andere Ansprüche. Doch verbessert das wirklich in so hohem Masse die Bedingungen zum Lernen und Lehren? Und könnte ganzheitlich betrachtet weniger manchmal mehr sein? Über die unterschätzten Elemente der Einfachheit und Angemessenheit, wie sie bei der Simba Vision umgesetzt wurden, sollten wir gerade im Zusammenhang mit der viel propagierten Nachhaltigkeit häufiger nachdenken.