Bauen für die Zukunft – Beton und Holz
Zentrale Frage der Swissbau-Veranstaltung war, wie die Synergien der günstigen, aber auch unterschiedlichen Eigenschaften der Materialien Holz und Beton am besten zum Tragen kommen. Zur Sprache kam auch, wie sich die Arbeitsweise und die Methoden im Holzbau, in der Architektur und in der Lehre diesbezüglich entwickeln.
Der erste Inputreferent, Hanspeter Oester von Oester Pfenninger Architekten, schilderte, wie beim Hauptsitz der International Union for Conservation of Nature (IUCN) die Eigenschaften der beiden Materialien geschickt genutzt wurden. Das Respektieren der Logik der Materialien führe konsequenterweise zu einer Hybridbauweise. Es gelte aber ebenso zu berücksichtigen, dass der Rohbau den Raum und die Form präge.
Der zweite Referent, Pirmin Jung von Pirmin Jung Ingenieure für Holzbau in Rain LU, erläuterte anhand des Baus von Sano in Bern, wie sich konstruktive Synergien von Holz und Beton nutzen lassen. Der dreistöckige Bau soll bei Bedarf um drei weitere Geschosse erhöht werden können.
Noch nach der alten Brandschutznorm wurden um die massiven Treppenkerne die Holzetagen hochgezogen und danach Holz-Beton-Ortsverbundsdecken angebracht. Aus Zeitgründen wurden Fertigbetonteile auf das Holz montiert. Sie erhöhen ausserdem die Speichermasse, um die Anforderungen von Minergie P-Eco zu erfüllen.
Für die anschliessende Podiumsdiskussion kamen Joseph Schwartz, Professor für Tragwerksentwurf am Departement für Architektur an der ETH Zürich, und Patrick Suter, Ingenieur HTL von Erne Holzbau, hinzu.
Joseph Schwartz bestätigt, dass an der ETHZ sind Hybridkonstruktionen ein wichtiges Thema sind. Er versuche seine Studenten für die inneren Kräfte bei den Tragwerke zu sensibilisieren – und damit einen materialunabhängigen Weg für den Entwurf zu begehen. Diese Vorgehensweise soll abseits von reinen Kategorien wie Holz oder Beton den Weg zum Hybridbau ebnen.
Auf die Frage der Moderation, ob diese offene Herangehensweise auch bei Ingenieuren zum Tragen komme, antwortete Patrick Suter, dass das Konzept des Tragwerks diesen kreativen Weg bei den Ingenieure schwieriger mache. Neue Entwicklungen blieben oft auf der Strecke.Eine solche Offenheit entstehe auch dadurch, dass Materialkombinationen im Holzbau schon seit Langem ein Mittel seien, um Grenzen zu erweitern, fuhr Suter fort.
So ist die Firma Erne nicht nur im Holzbau tätig, sondern auch im Modul- und Systembau, und sie hat auch schon Stahlgerüste mit Holz ausgefacht. Um diese Aufgaben zu erfüllen, benötigen grosse Holzbaufirmen Fachleute aus verschiedenen Berufszweigen wie zum Beispiel auch Stahlbauer. Das ist an und für sich schon eine gute Grundlage für interdisziplinäres Arbeiten. Vor diesem Hintergrund ist die Branche auch fortschrittlich in der digitalen Planung – etwa mit BIM.
Pirmin Jung bestätigt das von Suter Geschilderte aus eigener Erfahrung: Die Herstellung einer Beton-Holz-Verbundsdecke setze ein hohes Verständnis für die Materialien voraus und beschäftige verschiedene Spezialisten. Das sei gerade auch ein bauphysikalisches Thema, bei dem viel Erfahrung nötig sei. Diese Erfahrung mit Holz hätte ein externer Bauphysiker unter Umständen nicht, und deshalb sei es sinnvoll, dass Holzbauer hausinterne Bauphysiker beschäftigen.
Auf die Frage der Moderation, ob es auch Probleme beim Holzbau gäbe, erläutert Patrick Suter, die Holzkosten würden oft zu einseitig mit denen von Beton verglichen. Das sei eine zu kurzsichtige Betrachtung, denn es gehe um mehr als nur um einen Kubikmeterpreis.
Josef Schwarz erwähnte, dass Stahl- und Betonspezialisten leider oft weniger teamorientiert arbeiten. Einerseits würden immer höhere Anforderungen an Spezialisten gestellt, und andererseits seien gleichzeitig gute Generalisten gefragt. Grundsätzlich war man sich einig, dass Offenheit unter den Beteiligten, der Gedankenaustausch und das Mitdenken eine wichtige Arbeitshaltung sind.