Voll Holz!
Editorial TEC21 8/2024
Angesichts der Tatsache, dass ein Drittel der Schweizer Landfläche bewaldet ist, kann man davon ausgehen, dass das daraus gewonnene Bauholz für viele Holzbauten reicht. Doch der ungenutzte Holzanteil der Wälder ist gross: Rund 1.5 Millionen Tonnen jährlich sind minderwertig, zum Beispiel aufgrund krumm gewachsener Stämme, die nicht verarbeitet werden können. Viele Bäume befinden sich zudem an schwer zugänglichen Lagen. Das, was man dann «herausbekommt», wie es im Jargon der Holzfäller heisst, taugt nur für Pellets. Nach deren Verbrennung ist die Nutzungskaskade beendet und das eingespeicherte CO2 wieder an die Umwelt abgegeben. Viel effizienter wäre es, mit dem Holz zu bauen. Tatsächlich können bestimmte Varianten massiver Holzbauweisen dazu beitragen, dass auch das optisch weniger gute Material verwendet wird: Die Wände bestehen aus Schichten, von denen nur die äussersten Lagen Sichtqualität haben. Der sortenreine Aufbau kann am Ende des Bauzyklus wiederverwendet – oder erst dann verfeuert werden. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Konstruktionen, je nach Holzart, ab einer Wanddicke von rund 40 cm ohne zusätzliche Wärmedämmung die energetischen Anforderungen des Minergie-Standards erfüllen. Seit der Revision des Labels 2023 sind ausserdem unter dem Zeichen ECO die gesundheitlichen Zusammenhänge bei der Materialisierung zunehmend wichtig – es gibt in Zukunft also noch mehr Gründe, die für Massivholzbau sprechen.