SIA: Städ­te­bau für Spi­tzen­me­di­zin

Das traditionsreiche Berner Inselspital ist heute von baulichem Wildwuchs geprägt. Ein Masterplan soll dem Ensemble wieder Struktur geben und Raum für künftiges Wachstum schaffen.

Data di pubblicazione
18-09-2015
Revision
05-11-2015

Moderne Krankenhäuser und Städtebau scheinen auf den ersten Blick ein Widerspruch zu sein – den Eindruck vermitteln jedenfalls viele heutige, von baulichem Funktionalismus geprägte Klinikgelände. Wie ein grosses Universitätsspital zukunftsgerecht entwickelt werden und dabei gleichzeitig eine klare räumliche Identität gewinnen kann, zeigte eine Veranstaltung am 26. August im Bernischen Historischen Museum. Auf Einladung von Nike (Nationale Informationsstelle zum Kulturerbe), Architekturforum Bern und SIA stellten Norbert Schachtner von Henn Architekten aus München und Jean-Daniel Gross, Denkmalpfleger der Stadt Bern, ihre Sicht auf den Masterplan für das geschichtsträchtige Inselspital vor.

Norbert Schachtner – er ist Partner von Henn Architekten – bezeichnete die «abstrakte Entwicklung eines Organismus» als Priorität bei der Entwicklung des bis 2060 gültigen Masterplans. Zunächst seien Ziele wie «Identität», «Quartierbildung» und Ansprüche an den Grünraum definiert worden. So sollen die Parkanlage «Engländerhubel» und mehrere Pocket-Pärke nicht länger isoliert für sich stehen, sondern künftig eine durchgängige Grünfläche bilden. Freigestellte Schutzobjekte des historischen Bestands sollen das kulturelle Gedächtnis verräumlichen und als Anker für die Quartierbildung dienen. Baufelder, die zur Mitte hin dichter werden, überhöhen die Topografie und bieten «Knetmasse», also ausreichend Gestaltungsspielräume für künftige Entwicklungen.

Denkmalpfleger Jean-Daniel Gross lobte das «geordnete Wachstum nach städtebaulichen Kriterien unter Berücksichtigung der (verbleibenden) Schutzobjekte». Der Masterplan von Henn Architekten sei das einzige Wettbewerbsprojekt, das sich fundierter mit den vorhandenen Denkmälern auseinandergesetzt habe. Allerdings könne der Massstabssprung zwischen Alt und Neu zu einer Marginalisierung der Schutzobjekte führen, falls der Masterplan unvollständig oder fragmentarisch umgesetzt würde. Die abschliessende Podiumsdiskussion machte deutlich, dass der abstrakten systemischen Überlegung des Masterplans konkrete Anschauung zugrunde liegt. Norbert Schachtner berichtete vom ersten Spaziergang über das Inselareal, dessen heutiger baulicher Wildwuchs sich aus der Fussgängerperspektive kaum erschlossen habe: «Wir sind dann in die Altstadt gegangen und haben gedacht: So müsste es dort wieder sein, mit Strassen, Wegen und Plätzen.»

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