SIA: Baukultur – BAK benennt Handlungsfelder
Umsetzung der Kulturbotschaft 2016–2020
Isabelle Chassot, Direktorin des Bundesamts für Kultur, erläuterte am 8. September bei einem Sessionsanlass des SIA in Bern, wie sie das neue Politikfeld Baukultur mit Leben füllen möchte.
Knapp 40 Jahre ist es her, dass Frankreich als erstes europäisches Land die Architektur als Kulturform anerkannte. Im französischen Architekturgesetz von 1977 heisst es: «L’architecture est une expression de la culture.» Mit der Kulturbotschaft 2016–2020 hat das Parlament zeitgenössische Baukultur und das übergeordnete Politikfeld Baukultur nun erstmals in der eidgenössischen Kulturpolitik verankert. Kernanliegen ist die geplante Erarbeitung einer interdepartementalen Strategie für Baukultur. Sie soll Visionen «für die Stärkung der Baukultur in der Schweiz» skizzieren und «einen periodisch zu erneuernden Aktionsplan mit konkreten Massnahmen» umfassen. Parallel zur Erarbeitung der Strategie wird es erste Sensibilisierungsmassnahmen geben. Was das konkret heisst, erläuterte Isabelle Chassot, Direktorin des Bundesamts für Kultur (BAK), beim Sessionsanlass des SIA am 8. September in Bern.
Baukulturvermittlung und Best Practices
So wird das BAK noch in diesem Jahr eine interdepartementale Arbeitsgruppe einberufen, in der alle Bundesämter und -stellen vertreten sind, die Einfluss auf den gestalteten Lebensraum nehmen. Über einen Beirat soll ausserdem externes Know-how in die Strategie einfliessen. Das BAK wird sich auf drei Handlungsachsen konzentrieren: erstens vorbildliche Bundesbauten, zweitens Raumplanung und drittens Vermittlung und Wissen. Konkret möchte das BAK die Erstellung einiger ausgewählter Bundesbauten begleiten, darunter eine Botschaft im Ausland. Diese Bauten sollen sich durch eine besonders hohe baukulturelle Qualität auszeichnen. Im Bereich der Raumplanung möchte das BAK Best Practices etablieren. Beim dritten Handlungsfeld, der Vermittlung von Baukultur, sind unter anderem Projekte an Gymnasien gemeinsam mit der Denkmalpflege angedacht. Auch für die Berufsausbildung sind Sensibilisierungsmassnahmen vorgesehen, zum Beispiel für das Bauhandwerk. Zudem sollen Gemeinden bei der Durchführung von Wettbewerben unterstützt werden.
«Identität und Gemeinschaftssinn»
Ob das Bundesamt für Kultur einen Bundespreis für zeitgenössische Baukultur schafft, wie es der Runde Tisch Baukultur Schweiz und der SIA fordern, liess Isabelle Chassot bislang offen. Sie unterstrich jedoch, dass auch sie Bauen als einen kulturellen Akt versteht: «Baukultur vermittelt Identität und Gemeinschaftssinn.»
Immerhin zwölf Parlamentarier informierten sich über die geplante Umsetzung der nächsten Kulturbotschaft: Matthias Aebischer (SP), Jacqueline Badran (SP), Beat Flach (GLP), Felix Gutzwiller (FDP), Philipp Hadorn (SP), Markus Hausmann (SVP), Maja Ingold (EVP), Hans Killer (SVP), Giovanni Merlini (FDP), Martina Munz (SP), Kathy Riklin (CVP) und Silva Semadeni (SP).
In der abschliessenden Diskussion wollte Markus Hausmann wissen, inwieweit Gebäudefolgekosten in Architekturwettbewerben Beachtung finden. Silva Semadeni interessierte sich für den Zwischenraum: «Wir haben viele schöne Gebäude, aber keine Quartiere.»