Ein Hospiz braucht Privatinitiative
Palliative Pflegeformen und eine kompetente Sterbebegleitung können oft nur grosse Heimstätten leisten. Im Bündnerland und in der Zentralschweiz werden zwei Hospizprojekte aus Selbsthilfe realisiert.
Das Bündner Safiental weist kaum tausend Einwohner auf. Weder gibt es ein Angebot für die stationäre Pflege und Betreuung betagter Menschen noch für die Entlastung pflegender Angehöriger. Bei Pflegebedürftigkeit müssen Einheimische oft weit weg ziehen. Gleichzeitig nehmen die Anteile der über 65-Jährigen und über 80-Jährigen in der Talschaft zu.
Deshalb gründeten Private 2016 den Verein «Tenna Hospiz», auch um Raum für eine Alters-Wohngemeinschaft zu schaffen. Sie soll palliative Betreuungsformen und eine Sterbebegleitung anbieten können. «Wir wollen regionale Ressourcen wie Spitex für die Betreuung nutzen, Arbeitsplätze schaffen und der Abwanderung entgegenwirken», erklärt Initiant Othmar Arnold.
Anschluss ans Dorfleben
Einen Standort hat der Verein in Tenna gefunden. Die alte Sennerei wird einem Ersatzneubau weichen; die Bewilligung für den Abbruch ist bereits eingereicht. Der Entwurf für den Ersatz sieht einen Holzbau in Strickbauweise vor. Die Materialwahl entspricht zwar der Walserbauweise, nicht aber die Formensprache. Das Gebäude orientiert sich an den einstigen Nutzungen der Sennerei: Zum Berg hin, wo die Seilbahn andockte, schaffen Balkone die Verbindung zur Landschaft. Dem Dorf zugewandt ist ein grosser Aufenthaltsraum.
Unter dem Dach sind zwei Zweizimmerwohnungen und ein Einzimmerstudio vorgesehen. Das mittlere Geschoss ist für die Hospizeinheit reserviert: zwei Pflegezimmer mit Nasszellen und ein Familienzimmer für Angehörige. Das Treppenhaus trennt den Wohn- und Essraum für die Wohngemeinschaft ab. Im Erdgeschoss befinden sich derweil ein Aufenthaltsraum, eine Küche und das Gäste-WC; bergseitig schliesst ein grosszügiger Aussenplatz an. Das Untergeschoss ermöglicht den ebenerdigen Ausgang zur Dorfstrasse. Auch in ökologischer Hinsicht ist das Bauprojekt der Nachhaltigkeit verpflichtet: Die Wärme wird aus der Sonne und mit Wärmepumpe, ergänzt durch Zimmeröfen, gewonnen. Den Strom liefert eine Solaranlage.
Die Investitionskosten für den Neubau beziffert der Verein auf rund 3 Mio. Franken; die Betriebskosten für die Pflege-Wohngemeinschaft schätzt er auf jährlich knapp 100 000 Franken. Künftige WG-Bewohner haben mit Monatsmieten von 3400 bis 4500 Franken zu rechnen; «weniger als Heimtarife in der Region», sagt Arnold. Die Gemeinde Safiental unterstützt das Vorhaben.
Da die Nachfrage nach diesen neuartigen Wohn- und Pflegeplätzen ungewiss ist, sorgen eine flexible bauliche Einrichtung und Kombinationsmöglichkeiten vor. Othmar Arnold: «Man könnte sich zum Beispiel vorstellen, dass wir pflegebedürftige Feriengäste aufnehmen, deren Familien im benachbarten Hotel Alpenblick logieren.»
Hospizanbau in Luzern
Etwas umfangreicher ist das Projekt, das die Stiftung Hospiz Zentralschweiz in Angriff genommen hat. Das Pflegeangebot wird zwölf stationäre und acht ambulante Betreuungsplätze umfassen. Zudem bezieht die städtische Spitex eigene Büros. Die Immobilie dafür hat man in Littau gefunden, am westlichen Stadtende von Luzern. Die Bauarbeiten sollen Ende Jahr abgeschlossen werden können.
Das Projekt besteht darin, ein ehemaliges Ärztehaus um einen Pavillon aus Holz zu erweitern. Der Ursprungsbau ist ein Einfamilienhaus von 1959, das inzwischen unter Denkmalschutz steht. Die Zusammenarbeit mit der kantonalen Denkmalpflege war deshalb Pflicht. Die Projektsumme ist auf rund 7 Mio. Franken veranschlagt.
Zukunftsweisende Wohnbauprojekte
Die gemeinnützige ProMiet AG unterstützt Innovationen im Wohnungsbau, mit temporären Coaches. Die Förderung fokussiert auf den ländlichen Raum und die Agglomerationen. Das Hospiz «Alte Sennerei Tenna» zählte 2018 zu den qualifizierten Eingaben.
Bis 3. Juni können sich Einzelpersonen, Gruppen und Architekturbüros bewerben.
www.sprungbrett-wohnungsbau.ch