Der Läng­ste mal zwei

Editorial TEC21 9/2022

Data di pubblicazione
24-03-2022

Wir begrüssen Sie im Gotthard-Stras­sentunnel. Es folgt Französisch, Italienisch und zum Schluss noch «Welcome to the Gotthard road tunnel». Viersprachig begrüsst, vorausgesetzt die richtige Frequenz ist im Radio eingestellt, fährt man heute in etwa zwölf Minuten durch den Alpenhauptkamm. Rätoromanisch fehlt allerdings zur Vollständigkeit, aber diese Sprachgruppe fährt über den San-Bernardino-, den ­Lukmanier- oder den Oberalp- und den Gotthardpass ins Tessin. Während in Göschenen noch die grossen Schneefräsen die Strassen räumen, ist man in einigen Augenblicken in Airolo, wo die Südhänge bis weit hinauf bereits schneefrei sind. Seit 42 Jahren besteht diese Möglichkeit nun, und – wenn auch oft die negativen Auswirkungen einer Transitroute im Fokus stehen – er ist nach wie vor faszinierend, dieser Wechsel der Seiten.

Nun wird diese Route ausgebaut: Eine zweite Röhre für den Strassenverkehr am Gotthard entsteht. Schneller macht sie die Verbindung nicht – auch weiterhin wird man mit 80 km/h in der Kolonne fahren müssen. Aber die anstehende Tunnelsanierung und auch weitere in fernerer Zukunft werden mit zwei Tunneln leichter zu bewerkstelligen sein. Was durchaus einleuchtet, ist doch irgendwie ein typischer Schweizer ­Kompromiss: Es gibt etwas Neues, es wird solide und kostet eine Menge, aber es soll alles beim Alten bleiben. Vorerst zumindest steht es so auf dem (Gesetzes-)Papier.

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