De­si­gn Pre­is Sch­weiz: Gut, bes­ser, am be­sten – aber warum?

Am Abend des 1. November 2013 wurde in Langenthal der Designpreis Schweiz 2013/14 verliehen. Von 37 nominierten Projekten zeichnete die Jury elf aus und verlieh zudem einen Ehrenpreis fürs Lebenswerk. Die Veranstaltung war erfrischend, der Ort festlich und das Publikum ein illustres. Und doch fehlte etwas.

Data di pubblicazione
04-11-2013
Revision
30-10-2015

Langenthal wird in unregelmässigen Abständen zur «Pop-up-Metropole» des Schweizer Designs. Alle zwei Jahre werden hier Anfang November die besten Schweizer Gestalter geehrt, in den Zwischenjahren strömen tausende Besucher zum Designers? Saturday auf die Produktionsareale der Traditionsfirmen auf dem Gemeindegebiet. 

Der Preismarathon des Design Preis Schweiz 2013/14 startete in den alten Fabrikhallen im Mühleweg, wo sämtliche nominierten Arbeiten ausgestellt waren und es noch bis zum 26. Januar 2014 sein werden. Doch schon hier liess sich erahnen, woran der Abend kranken würde: zu wenig Struktur, zu wenig Raum für Inhalte; dafür zu viel Gewicht auf das Socialising. Die Autorin verliess die Vernissage mit einiger Verwirrung, hoffend auf die Preisverleihung – auf dass sie die Inhalte mit einer sinnvollen Ordnung verbinden möge. 

Als Ort für die Zeremonie wurde die historische Markthalle gewählt; die Moderation übernahmen Monika Schärer (als Moderatorin beim Schweizer Fernsehen bekannt) und Benjamin Luis (Radiomoderator bei Couleur 3). Erfrischend und kurzweilig wirkte ihre zweisprachige Präsentation. Nur ging bei aller Kurzweil eben unter, worum es eigentlich hätte gehen sollen: um Inhalte. 

Und bei der zweiten oder dritten Auszeichnung, die von den Händen der Nominatoren in die der Preisträger überging, bemerkte die Autorin dann den Unterschied zu anderen Preisverleihungen: Es gab Smalltalk statt Laudationes. Dabei konnte die wirklich hochkarätige internationale Jury glaubwürdige und nachvollziehbare Begründungen vorbringen – das war ihr schon deswegen ein Leichtes, da sie laut Nominator Nick F. Cerutti als eine der wenigen in der Szene wirklich unabhängig ist. Im Katalog zur Auszeichnung wurden die Begründungen auch abgedruckt. 

Greifen wir drei Beispiele heraus: Die Jury ehrte Michel Charlot für die Leuchte «U-Turn», weil sie dank einer einfachen mechanischen Lösung – einer magnetischen Fixierung des Leuchtenkopfes – verschiedene Lichtlösungen ermöglicht. Der «Cresta Chair» von Jörg Boner productdesign erhielt Lob als gelungene Neuinterpretation des alpenländischen Massivholzstuhles, die sich in Boners Möbel mit herausragendem Sitzkomfort und Innovationen in der Produktion paart. Und das «Etage Regal» von Moritz Schmid schliesslich überzeugte, so formuliert es die Jury im Katalog, weil es originell sei, kombiniere es doch drei wichtige Trends im heutigen Möbeldesign: die Retro-Welle, die Dominanz von Holz und die Wertschätzung handwerklichen Könnens. 

Aber warum drängten Design-Beraterin Liesbeth in’t Hout, Architekt Ascan Mergenthaler, Produktdesigner Jasper Morrison, Verleger Lars Müller und Publizist Robb Young dann nicht konsequent darauf, direkt während der Verleihung die Gründe für ihre Entscheidungen zu nennen? Die Bilanz am Ende der rund 90-minütigen Zeremonie: elf Preise in sieben Kategorien aus insgesamt 37 nominierten Projekten, zusätzlich ein Ehrenpreis fürs Lebenswerk und das Gefühl, einer unbegründeten Beschwörung von Grossartigkeit beigewohnt zu haben, die doch austauschbar wirkte. 

Die Swiss Design Association SDA lobte, dass die Jury es aufgegeben habe, sich wie bislang auf drei spartenübergreifende Preisträger in den Kategorien Newcomer, Research und Market zu beschränken, sondern erstmals je einen pro Disziplin auszeichnete. Doch an der Präsentation, daran wird man nicht herumkommen, muss noch gefeilt werden. 

Man verstehe das nicht falsch: Die einzelnen Projekte verdienen die Preise sehr wohl, und die Einreichungen, die erstmals verstärkt auch aus der Westschweiz kamen, waren interessant und vielfältig. Der Design Preis Schweiz rückt Nachwuchstalente ins Rampenlicht und ermöglicht durch grosszügige Dotierungen von insgesamt 225.000 Franken, dass sich Projekte und Persönlichkeiten weiterentwickeln. Er schafft Wertschätzung für Innovationen und ist ein Sprungbrett für junge Gestalter. Aber er lässt dabei etwas ausser Sicht, das heute für den Erfolg eines Projektes genauso wichtig ist wie gutes Design: die Möglichkeit des erfassbaren und nachvollziehbaren Darüber-Sprechens. 

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