Bauen in den Alpen ein Preis für vorbildliche Architektur
Ende August haben die Schweiz und Liechtenstein mit «Constructive Alps» den zweiten internationalen Architekturpreis für nachhaltiges Sanieren und Bauen in den Alpen verliehen. Die Jury vergab drei Preise und sieben Anerkennungen, eine davon für ein Projekt in der Schweiz. Eine Ausstellung im Alpinen Museum in Bern zeigt das Ergebnis noch bis Ende September.
Im Januar 2013 lobte das Bundesamt für Raumentwicklung (ARE) im Namen der Schweizerischen Eidgenossenschaft den internationalen Architekturpreis «Constructive Alps» aus. 50.000 Euro standen als Preisgeld zur Verfügung. Die Ausschreibung erfolgte in Zusammenarbeit mit der Regierung des Fürstentums Liechtenstein sowie mit Unterstützung der Universität Liechtenstein und der Internationalen Alpenschutzkommission CIPRA.
Das Ziel ist es nach eigenem Bekunden, den Bogen über die Ländergrenzen hinweg zu spannen und Architekten sowie Bauherrschaften für ein verantwortungsvolles und zukunftsfähiges Sanieren und Bauen im gemeinsamen Lebensraum Alpen zu sensibilisieren. Angesprochen wurden Planer und Eigentümer von privaten Wohnhäusern. Aber auch Sanierungen und Neubauten aus Industrie, Freizeit, Dienstleistung, kommunalem Wohnbau oder kommunaler Verwaltung waren willkommen.
Grosserfolg mit 400 Bewerbungen
Auf die Ausschreibung gingen 400 Bewerbungen aus dem ganzen Alpenraum ein doppelt so viele wie bei der ersten Ausschreibung im Jahr 2010. Die Jury vergab aus 30 nominierten Projekten drei Preise und sieben Anerkennungen. Laut Juryurteil setzen die prämierten Projekte auf je eigene Art die Vorgabe der Ausschreibung, bei Sanierungen und Neubauten ihre ökologische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Verantwortung wahrzunehmen, kompromisslos um.
Wie bereits bei der ersten Ausschreibung erhielten Projekte aus Vorarlberg besondere Beachtung. Daneben entstanden auch in Slowenien, Italien, Frankreich, der Schweiz und in weiteren österreichischen Bundesländern Bauten, die mit ihren Energiewerten, aber auch durch den Einsatz einheimischer Materialien wie Holz, Stroh, Lehm oder Stein von weitsichtigem Handeln zeugen.
Erster Preis: Alles aus Weisstanne
Den ersten Preis verlieh die Jury an das Agrarbildungszentrum Salzkammergut in Österreich. Die Architekten Fink Thurnherr (Bregenz) erweiterten eine bestehende L-Form zu einem quadratischen Gebäude mit Innenhof. Es grenzt sich scharf von den umliegenden Wiesen ab und überbaut wenig Boden. Die Fassade aus heimischer Weisstanne zieht sich vom Sockel bis zum Dach, grosse Fenster bringen Licht ins Innere. Auch innen dominiert unbehandelte Weisstanne. Ebenfalls aus Weisstanne gefertigt sind Stühle, Schränke und Regale. Die Fassade ist mit Zellulose und Schafwolle isoliert und macht das Ausbildungszentrum zum Passivhaus.
Zweiter Preis: Tradition und Gegenwart im Dialog
Das Wohnhaus der Familie Brugger im vorarlbergischen Bartholomäberg steht für eine behutsame Sanierung eines traditionsreichen Gebäudes, das den Dialog zwischen sorgsam wiederhergestellten Teilen und neu eingesetzten modernen Elementen führt. Architekt war der Bauherr Otto Brugger. Das Haus wurde vor rund 250 Jahren in Montafoner Tradition als Strickbau errichtet äusserst sparsam, mit lokalem Material: am Boden Stein, darüber massive Fichte.
Dritter Preis: Ein Sonderling mitten im Dorf
Das gekürte Mehrzweckzentrum Rinka in Slowenien baut den Ort weiter, fördert die Wirtschaft und stärkt das Sozialkapital. Das Haus gliedert sich ins Dorf ein, ist aber weiterhin als Sonderling zu erkennen. Die Büros im ersten Stock vermietet die Gemeinde an Startup-Unternehmen und will so die jungen Leute im Tal halten. Im Sitzungszimmer kommen die Bauern zusammen. Darüber liegt die Gemeindeverwaltung. Architektur: AU Arhitekti, Maribor.
Sieben Anerkennungspreise gingen an:
- Wohnhaus la Salière, Grenoble (F)
- Mühle und Genossenschaft Agri'90, Storo (I)
- Cinema Sil Plaz, Ilanz (CH)
- Sanierung und Erweiterung Volksschule Mähdle, Wolfurt (A)
- LifeCycleTower One, Dornbirn (A)
- Umbau Haus Simma, Egg (A)
- Feuerwehr und Kindergarten, Thüringerberg (A)