Altlastensanierung in der Schweiz
Editorial TEC21 39/2023
Es gibt zahlreiche Sprichwörter, die wir von Kindesbeinen an kennen und die die Ursachen der gegenwärtigen Herausforderungen bei der Altlastensanierung exakt auf den Punkt bringen. Etwa: «Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen» oder «Aus den Augen, aus dem Sinn». Doch nicht nur an diese Redewendungen mögen sich Vertreterinnen und Vertreter der Generation Y und älter erinnern, sondern auch an die frühere Praxis bei der Abfallentsorgung. In vielen Gemeinden der Schweiz wurden bis zur Jahrtausendwende sorglos – und wohlgemerkt legal – umweltbelastende Deponien für Haushalts- und Gewerbeabfälle betrieben, auch galt die wilde Entsorgung von Sperrmüll im Wald als Kavaliersdelikt. Und tatsächlich waren das vergleichsweise kleine Umweltsünden im Vergleich zum Sondermüll, der aus Produktionsbetrieben in unseren Boden, unsere Luft und unsere Gewässer gelangte.
Die frühere Unbekümmertheit bei der Entsorgung von Abfällen zeigt die fatalen Folgen fehlender Nachhaltigkeitsüberlegungen auf: Die Auswirkungen auf die Umwelt sind evident, die Kosten der Sanierung mit schätzungsweise 5 000 000 000 Franken exorbitant und das Versäumnis aus gesellschaftlicher Sicht als Bruch mit der Generationensolidarität zu verstehen. Es liegt also auf der Hand, Parallelen zur gegenwärtigen Klimadebatte zu ziehen. So gesehen dient die in dieser Ausgabe greifbar dargestellte Altlastenproblematik als gutes Argument, um Klimasünden jetzt zu beenden und um finanzielle Mittel zu äufnen, damit die Bewältigung nicht einzig auf den Schultern der Folgegenerationen lastet.