Peinlich, peinlich …
Kommentar
Vor Kurzem wurde ich angefragt, eine Podiumsdiskussion zum Thema «Frauen in der Architektur» zu moderieren. Es ging um Planerinnen, die Grosses geleistet haben, denen aber ob ihres Geschlechts die verdiente Anerkennung zeitlebens verwehrt blieb. Höchste Zeit, diesen Missstand öffentlich anzuprangern, dachte ich und sagte zu. Als ich aber noch wissen wollte, welches Honorar für meinen Einsatz vorgesehen sei, beschied man mich höflich, es gebe keines; dafür habe man leider kein Budget.
Das gab mir zu denken. Es ist ja nicht so, dass ich keine ehrenamtlichen Jobs annehme. Im Gegenteil. Doch dieses Event war keine Aktion brotloser Aktivistinnen, die im aufreibenden Kampf für Gleichberechtigung jede Hilfe brauchen können, sondern eine Promotionsveranstaltung für ein solides kommerzielles Projekt. Die Security-Leute an der Tür, das technische Personal am Mischpult, das Cateringteam an der Bar und die Putzequipe – sie alle wurden selbstverständlich angemessen entlöhnt. Die Einzigen, von denen man ebenso selbstverständlich Gratisarbeit erwartete, waren die Fachfrauen auf dem Podium. Und das ausgerechnet bei diesem Thema! Ich begann ernsthafte Zweifel an der Glaubwürdigkeit des Events zu hegen; nach einem Austausch von verständnisvollen Mails sagte ich schweren Herzens wieder ab.
Jetzt allerdings frage ich mich: Wem diene ich eigentlich mit meinen hehren Prinzipien und meiner vornehmen Zurückhaltung? Was wäre wohl passiert, wenn ich aufs Podium gestiegen wäre und die Sache dort, vor versammeltem Publikum und bei laufendem Mikrofon, zur Sprache gebracht hätte? Furchtbar peinlich wäre es geworden – ganz sicher für mich, weil ich, wie viele Berufskolleginnen, nur ungern Lohnforderungen stelle … aber vielleicht nicht nur für mich.