Rüc­k­zug des Mer­k­blatts SIA 2051 «Buil­ding In­for­ma­tion Mo­del­ling (BIM)»

Das SIA-Merkblatt 2051 «Building Information Modelling (BIM) – Grundlagen zur Anwendung der BIM-Methode» wird auf Ende 2024 zurückgezogen. Der Grund: Mit der SN EN ISO 19650er-Reihe wurden internationale Normen erarbeitet, die das Merkblatt teilweise ersetzen.

Data di pubblicazione
19-12-2024
Peter Scherer
Professor für Digitales Bauen, FHNW, Mitglied der Zentralkommission für Informationsmanagement (ZI)

Das Thema Building Information Modelling (BIM) war in der Planungsbranche noch wenig bekannt, als sich die SIA-Spurgruppe «BIM» am 27. Oktober 2011 zur ersten Sitzung traf. In der Folge bewilligte die Zentralkommission für Normen (ZN) des SIA ihren Antrag zur Erarbeitung eines Merkblatts und damit die Gründung der zuständigen Kommission 2051. Nach dreijähriger Arbeit konnte die Kommission den Entwurf in die Vernehmlassung geben. 

Die Rückmeldungen zur Vernehmlassung waren zahlreich: 60 Parteien reichten der Kommission über tausend Kommentare und Vorschläge für Textänderungen ein, die alle bearbeitet werden mussten. Die kritische Auseinandersetzung mit den Kommentaren förderte aber auch das Verständnis für die Notwendigkeit einer gemeinsamen Verständigung und war damit ein wichtiges Qualitätsmarkmal des Merkblatts. 

Im Dezember 2017 publizierte der SIA das Merkblatt, das im Folgejahr mit den beiden Dokumentationen D0270 «Anwendung der BIM-Methode – Leitfaden zur Verbesserung der Zusammenarbeit» und D0271 «Anwendung der BIM-Methode – Modellbasierte Mengenermittlung» sowie der SIA 1001/11 «Zusatzvereinbarung BIM» ergänzt wurde.

International definierter Informationsaustausch

Bereits während der Erarbeitung des Merkblatts formierten sich die internationalen Aktivitäten rund um die Projektabwicklung mittels digitalen Bauwerksmodellen. Im Jahr 2016 wurde das europäische, technische Komitee CEN/TC 442 «Building Information Modelling (BIM)» gegründet, in dem sich der SIA von Beginn an beteiligte und die Entwicklungen der Normierung mitgestaltete. Damit wurden auch erste Inhalte aus den internationalen Aktivitäten in das Merkblatt aufgenommen.

Schnell wurde klar, dass die zahlreichen internationalen Normierungsaktivitäten mittel- bis langfristig einen grossen Einfluss auf das Schweizer Normenschaffen im Bereich des maschinenlesbaren Informationsaustausches haben würden. Denn es macht wenig Sinn, Vorgaben für Produktebeschreibungen oder ein Modell für den Informationsaustausch zwischen den verschiedenen Beteiligten national zu definieren. 

Daher wurde 2017 mit den Industry Foundation Classes (IFC) die erste internationale Norm ins Schweizer Normenwerk übernommen. Es handelte sich dabei um eine umfassende Modellbeschreibung für den maschinenlesbaren Informationsaustausch für das Planungs-, Bau- und Immobilienwesen. Weitere Normen in diesem Bereich folgten und werden folgen, damit die Durchgängigkeit des Informationsmanagements zwischen zwei Maschinen optimiert werden kann. 

Bei der Umsetzung sind diesbezüglich vor allem die Softwarepartner gefordert, die entsprechenden Normen in ihren Produkten zu übernehmen und damit dem Mehrwert der Normen – eine einheitliche Grundlage für effektive Anwendungen – Wirksamkeit zu verleihen.

Ähnliche Grundsätze – unterschiedliche Begriffe

Mit der Anwendung von maschinenlesbaren Informationen verändert sich auch die Form und Art der Zusammenarbeit. Die Informationsanforderungen werden nicht mehr mittels Planunterlagen beantwortet. Damit ein effektiverer Informationsaustausch möglich wird, müssen sich die Beteiligten zuerst über jene Informationen einigen, die sie tatsächlich benötigen. Das wäre zwar bereits bei einer papierbasierten Version sinnvoll, ist jedoch nicht zwingend und wird daher in der Praxis oft weggelassen. 

Dass die Strukturierung des Planungsprozesses und der Informationsanforderungen nötig ist, wurde denn auch bereits unabhängig von den internationalen Normierungsaktivitäten im Merkblatt SIA 2051 konzeptionell beschrieben. Die Grundlagen dazu stammen im Wesentlichen aus dem Projektmanagement und dem Systems Engineering. 

Mit der Erarbeitung der EN ISO 19650-1 «Organisation von Daten zu Bauwerken – Informationsmanagement mit BIM – Teil 1: Konzepte und Grundsätze» entstand ein adäquates Produkt auf internationaler Ebene. Mit der Übernahme dieser Norm ins Schweizer Normenwerk als SN EN ISO 19650-1 2018 gibt es neben dem Merkblatt SIA 2051 nun ein zweites Dokument, das ähnliche Grundsätze beschreibt, jedoch mit teilweise unterschiedlichen Begriffen und Definitionen.

Neue Wegleitung zur Normreihe SN EN ISO 19650

Mit dem Rückzug des SIA-Merkblatts 2051 wird dem Umstand der unterschiedlichen Begrifflichkeiten nun Rechnung getragen, weil es zu Verwirrungen kommen könnte. Von diesem Rückzug sind auch die angegliederten Dokumentationen D0270 und D0271 sowie die SIA 1001/11 Zusatzvereinbarung BIM betroffen. Da die internationalen Normen umständlicher zu lesen und damit in der Anwendung einiges anspruchsvoller sind als die nationalen Normen, erarbeitet der SIA eine Wegleitung zur Normenreihe SN EN ISO 19650. Denn für die erfolgreiche Umsetzung dieser Normenreihe ist eine länderspezifische Anleitung zur Umsetzung für Projekte unterschiedlicher Komplexität notwendig. Dabei sollen gewisse Inhalte aus dem Merkblatt 2051 in überarbeiteter Form in die Wegleitung einfliessen.

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