Ar­chi­tek­tur als so­zia­le Skulp­tur

Auszeichnung Constructive Alps 2015

Die Alpen haben ihre eigene Baukultur: Seit Jahrhunderten ist sie geprägt vom sparsamen Umgang mit den Materialien und von einer lebendigen ­Handwerkstradition. Die Auszeichnung «Constructive Alps» würdigt diese Kultur, in deren Zentrum das Verhältnis von Mensch und Natur steht.

Data di pubblicazione
15-11-2015
Revision
15-11-2015

Bereits zum dritten Mal wird die Auszeichnung «Con­structive Alps» vergeben. Auslober sind die Schweizerische Eidgenossenschaft und das Fürstentum Liechtenstein. Als Unterstützung der Alpenkonvention, des 1991 unterzeichneten Übereinkommens zum Schutz der Alpen, werden alle drei Jahre sozial und energetisch nachhaltige Projekte aus den Alpen ausgezeichnet. Dieser Fokus ist immer noch zu spüren, jedoch haben Vorschriften zum Umgang mit Energie den Pioniergedanken auf diesem Gebiet längst eingeholt. Was neu zum Ausdruck kommt, ist eine eigenständige Identität der Baukultur im Alpenraum: ländlich, handwerklich geprägt und sensibel im Umgang mit der Landschaft.

Auf den ersten Rängen wurden mit dem Pfarrhaus Krumbach (1. Rang) und dem Dorfzentrum von Valendas (2. Rang) Projekte ausgezeichnet, die einen starken sozialen Bezug aufweisen. Im vorarlbergischen Krumbach, bekannt für seine Bushäuschen mit Beteiligung internationaler Stararchitekten, trifft sich im Pfarrhaus die Dorfmusik, eine Bibliothek bietet Raum zum Arbeiten, die Vereine nutzen den Veranstaltungssaal für ihre Auftritte.

Ähnlich verhält es sich mit dem Dorfzentrum von Valendas: Gasthaus und Türalihus beleben den kleinen Ort in der Surselva und tragen dazu bei, dass er weiterhin bewohnt bleibt. Die Stiftung Valendas Impuls setzt sich seit Jahren für die Gemeinde Valendas und ihre Bevölkerung ein. Beide Projekte weisen zudem eine ausserordentliche gestalterische Qualität auf – das Pfarrhaus mit seiner herausragenden städtebaulichen Setzung, die Projekte im Bündnerland im behutsamen Umgang mit dem Bestand. Auf dem dritten Rang zeigt das beinahe unsichtbare Hotel im Trentino einen Kompromiss zwischen Tourismus und Landschaftsschutz.

Die ausgezeichneten und 20 weitere Projekte aus der zweiten Runde des Preises werden bis 10.  Januar  2016 im Alpinen Museum der Schweiz in Bern gezeigt.

Constructive Alps 2015
 

Auszeichnungen

1. Preis: Pfarrhaus Krumbach (A); Bernardo Bader Architekten, Dornbirn; Bechter Zaffignani Architekten ZT, Bregenz; Hermann Kaufmann ZT, Schwarzach (A)
2. Preis: Dorfzentrum Valendas, Gasthaus am Brunnen; Gion A. Caminada und Türalihus, Capaul & Blumenthal ­Architects, Ilanz
3. Preis: Casa Riga in Comano Terme, Trentino (I); Studio di architettura Stefania Saracino e Franco Tagliabue, Bolzano
 

Anerkennungen

Refuge de l’Aigle, La Grave (F)
Zone agricole, Bonneval sur Arc (F)
Stalla Madulain, Madulain
Solares Direktgewinnhaus, Zweisimmen
Kindergarten, Muntlix (A)
Illwerke Zentrum Montafon, Vandans (A)
Casa Alfio, Montecrestese (I)
Planina Laška sec, Tolmin (Slowenien)
 

Jury

Köbi Gantenbein, Chefredaktor Hochparterre, Zürich/Fläsch
Giancarlo Allen, Architekt, allenarchitettura, Treviglio (I)
Helmut Dietrich, Architekt; Dietrich | Untertrifaller, Bregenz, St. Gallen, Wien
Dominique Gauzin-Müller, Architekturprofessorin, Publizistin, Chefredaktorin Zeitschrift EK/ÉCOLOGIK, Paris
Andi Götz, Consultant und Alpenexperte, Vaduz
Robert Mair, Architekt, Dozent und wissenschaftlicher Mitarbeiter der Universität Liechtenstein, Vaduz

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