Ei­ne Büh­ne für Sch­wei­zer Holz

Dem seit acht Jahren bestehenden Herkunftszeichen «Schweizer Holz» – der «Appellation contrôlé» für Schweizer Holz – sei vermehrt Nachachtung und Aufmerksamkeit zu verschaffen. Das hat sich die schweizerische Wald- und Holzbranche gemeinsam mit dem Bundesamt für Umwelt Bafu vorgenommen und Mitte Januar in Bern eine entsprechende Kampagne lanciert. 

Data di pubblicazione
13-01-2017
Revision
13-01-2017

Gegen ein Drittel der Schweizer Landesfläche ist bewaldet, über 500 Millionen Bäume stocken im Schweizer Wald, rund 60% davon Nadelholz, 40% Laubholz. Wald produziert Holz. In der Schweiz wachsen jährlich 10 Mio. m3 Holz nach. Wirtschaftlich nutzbar sind davon gut 8 Mio. m3, tatsächlich davon genutzt werden im Schnitt etwa 6 Mio. m3, also weit weniger als möglich. Die Gesamtnutzung von Holz im Land liegt bei rund 10 Mio. m3, also so viel, wie auch nachwächst. Doch rund die Hälfte des in der Schweiz gehandelten und genutzten Holzes stammt aus dem Ausland. Seit Langem suchen Forstdienste, interessierte Behörden und einschlägige Verbände nach Mitteln und Wegen, den wertmehrenden Holzverbrauch zu steigern und zugleich dem inländischen Holz mehr Nachachtung zu verschaffen.

Für den erwünschten Mehrverbrauch von Schweizer Holz im Land selbst ist guter Rat teuer. Zwar gibt es bereits seit acht Jahren eine Art «Appellation contrôlé» in Form des Siegels «Herkunftszeichen Schweizer Holz» (HSH) der Lignum (Holzwirtschaft Schweiz). Bisher jedoch machen dabei bloss 350 Betriebe mit, davon rund 85% der Sägewerke, aber auch Holzbauer und Schreiner. Das prägnante rote Siegel kann alles Holz markieren, das in Schweizer oder Liechtensteiner Wäldern gewachsen ist und in der Schweiz oder im Fürstentum Liechtenstein verarbeitet wurde.

Kann, muss aber nicht. Denn die Produzenten, so sie denn insgesamt 80% oder mehr ihrer Holzprodukte inklusive Holzwerkstoffe als HSH-Holz beziehen, könnten ihre Gesamtproduktion so auszeichnen. Doch dafür müssten sie sich registrieren lassen – und den damit verbundenen (nur vermeintlich grossen) Aufwand scheuen viele.

Schweizer Holz wird zu wenig nachgefragt

Erhebungen und Stichproben bei Baumärkten usw. haben gezeigt, dass sich die Konsumenten kaum für die Herkunft der erworbenen Holzwaren interessieren. Dabei sagen 88% der Leute, dass sie den Schweizer Wald lieben; 62% behaupten, auf die Herkunft zu achten. Klingt gut, entspricht aber wohl kaum der gelebten Wirklichkeit. Denn wenn sogar im Bundeshaus zu Bern bei einer Renovation vor rund drei Jahren für 1,5 Mio. Fr Fenster aus Tschechien eingebaut wurden, dann bleiben solche Aussagen blosse Lippenbekenntnisse. So fragt denn auch der Direktor des Schweizer Holzindustrieverbands, Hansruedi Streiff: «Würde Paris mit nicht-französischem Holz bauen, Wien mit nicht-österreichischem?»

Aktion für mehr Schweizer Holz verspricht Abhilfe

Gemeinsam mit dem Bundesamt für Umwelt Bafu hat die Wald- und Holzbranche Mitte Januar die Kampagne «Aktion für mehr Schweizer Holz» lanciert. Nach eigenen Worten will sie «den Menschen in der Schweiz den nachhaltigen Rohstoff Holz näherbringen, damit sie bei Neu-, Um- und Ausbauten sowie beim Möbelkauf vermehrt nach Schweizer Holz fragen».

Am Anlass erläuterten drei Referenten der Branche – Jean-François Metraux von der Konferenz der Kantonsförster (KOK), Christoph Starck, Direktor der Lignum (Holzwirtschaft Schweiz), und Rolf Manser, Chef der Abteilung Wald im Bafu – die Ziele der Aktion für mehr Schweizer Holz. Regula Bühler-Fecker von der beauftragten Firma Rod Kommunikation in Zürich stellte ihrerseits die Massnahmen der Öffentlichkeitsarbeit und Werbung vor, mit denen ein erhöhter Anteil beim Verbrauch von inländischem Holz erreicht werden soll.

Im Mittelpunkt der Kampagne stehen lebensgrosse Figuren von Persönlichkeiten des Landes. Sie werden durch den Zürcher Künstler Inigo Gheyselinck jeweils aus einer Holzart hergestellt, die aus der Herkunftsregion der betreffenden Person stammt. Die lebensgrossen Statuen werden unter Einbezug verschiedener Partner der Wald- und Holzbranche erschaffen – Förster, Säger und Drechsler.

Den Anfang dieses auf vielleicht 20 Figuren angelegten Reigens macht Marie Tussaud, Gründerin des berühmten Wachsfigurenkabinetts. Sie wurde nach eigenen Angaben in Bern geboren, hat hier jedenfalls bei einem Arzt das Handwerk erlernt und steht nun aus einer Berner Winterlinde geschnitzt im Naturhistorischen Museum. Wohin sie letztlich wandert, ist noch offen, aber sicher werden nach und nach weitere derartige Figuren aus Holz entstehen und sollen an überraschenden Orten im Land auftauchen.

Auf woodvetia.ch sind die Standorte nach und nach ersichtlich, dort sind auch weitere Informationen rund um das Schweizer Holz abrufbar. Mit dieser Kampagne sollen Konsumenten ermuntert werden, vermehrt auf Schweizer Holz zu setzen und auf das Herkunftszeichen Schweizer Holz zu achten. Nur so bleibt die gesamte Wertschöpfungskette über alle Verarbeitungsstufen von Holz intakt. Es wurde betont, dass davon auch der Wald profitiere, denn der Holzerlös ist die Basis für eine funktionierende Waldpflege.

TEC21 hat bereits mehrfach zum Thema Holzbau berichtet. Die Beiträge finden sich im E-Dossier «Die funktionale Vielfalt des Holzbaus».


#Wooodvetia – ein gut gemeinter Wortbastard

Die Aktion für mehr Schweizer Holz hat, wie sich das so gehört, einen Namen verpasst erhalten. Denn für Werbung und Reklame sind merkfähige Bezeichnungen Gold wert. In der Schweiz sollte eine solche Bezeichnung zudem in allen vier Landessprachen verständlich und sprechbar sein. Keine einfache Sache also. Im vorliegenden Fall wurde der Begriff «Woodvetia» gewählt, ein Hybrid aus dem englischen Wort Wood für Holz und der amputierten Endung aus dem Wort Helvetia, der neulateinischen Bezeichnung für die Schweiz. So also wurde in einer Werbeküche aus den Zutaten Englisch und Lateinisch ein neues Wort zusammengerührt. Woodvetia? Ob sich dieser Wortbastard  als merkfähig und auch allgemein verständlich erweisen wird, ist offen.

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