«Führungskräfte sind die Denker der Zukunft»
Firmenmitglieder treffen sich zum SIA-Dinner
Mit der Digitalisierung verändern sich grundlegende Muster, wie wir miteinander umgehen und arbeiten. Am SIA-Dinner hat Management-Coach Nicole Brandes viele Anregungen weitergegeben, wie man mit dem digitalen Wandel umgehen kann.
Knapp 18 Minuten lang hielten wir es aus, nicht aufs Handy zu schauen. 88 Mal würden wir unsere eigentlichen Beschäftigungen für Chats oder Informationen unterbrechen. «Im Ergebnis berühren wir unser Smartphone sage und schreibe 2600 Mal pro Tag», rechnete der SIA-Präsident Stefan Cadosch den geladenen Gästen am 8. Juni 2017 im Auditorium der ETH Zürich vor. Das Publikum nickt betroffen. So konnte man am Apéro, der zuvor auf der Terrasse des Dozentenfoyers stattfand, viele gezückte Handys sehen: Sei es, um die umwerfende Aussicht zu fotografieren, noch rasch zu telefonieren oder eine Nachricht zu versenden. Jedoch bei der Begrüssung im Auditorium wurde Stefan Cadosch von keinem klingelnden Handy unterbrochen.
Merci ans Milizsystem
Auch als Hans-Georg Bächtold den SIA vorstellte, war die Aufmerksamkeit im Auditorium beim Redner und nicht bei den digitalen Geräten. «Ein herzliches Dankeschön an alle Mitglieder – sie machen den SIA aus. Und vor allem ein grosses Merci ans Milizsystem: Wir sind stolz, mit 1200 Milizlern in rund 200 Ordnungs- und Normenkommissionen zu arbeiten», sagte Bächtold. Zudem stellte er Projekte wie «Die Schweiz 2050» vor. Und auch sein ganz persönliches: «Bächtold im Abendrot» – seine anstehende Pensionierung im kommenden Jahr.
Teilbares Haus, damit alle erben können
«Sie sind die Gestalter der Zukunft», begrüsste Nicole Brandes die Führungskräfte. Sie ist Unternehmerin und Partnerin beim «Zukunftsinstitut» mit Sitz in Frankfurt und Wien. Als internationaler Management-Coach vermittelt sie zukunftsorientierte Führungskompetenzen. Ihr Ratschlag: sich anhand des «4.0-Leadership-Kompass» Gedanken über die Zukunft machen. Die vier Richtungen des Kompasses: Umfeld (die grossen Veränderungen, auch Megatrends genannt), Organisation (was treibt die Organisation, also Firma, an?), Team (hierzu zählen Mitarbeitende wie auch Kunden: Was wollen sie?), Ich (was möchte ich?).
Zum Beispiel: Welche Megatrends haben welche Auswirkungen für uns als Bauingenieur- oder Architekturunternehmen? Werden wir auf dem Land wohnen oder in der Stadt? Wenn wir an die Megacitys und deren Hochbauten denken, werden wir deutlich mehr Zeit als bisher in Aufzügen verbringen. Könnte man in dieser Zeit Weiterbildungen oder Erlebniswelten anbieten? Oder die Hyperpersonalisierung in der Architektur: Brandes berichtete von einer Kundin, die ein teilbares Haus wünschte, damit jedes ihrer Kinder zu gleichen Teilen erben kann.
Eine Anregung für gute Zusammenarbeit: «Als Chef müssen Sie sich um ihre Mitarbeitenden bemühen und nicht nur diese sich um Sie.» Nicht zu vergessen sei, dass die Mitarbeitenden auch Kunden seien – Stichwort Fachkräftemangel.
«Sie als Architekten und Ingenieure verändern die Welt mit ihren Räumen», sagte Brandes überzeugt. «Das bringt Sie in eine mächtige Position.» Es sei aber immer der Mensch, der die Häuser zusammenhalte – nicht Beton und Stahl. Sie ermunterte das Publikum: «Bauen Sie menschenzentriert. Seien Sie wirklich Gestalter der Zukunft.»