Ein Zwi­schen­be­ri­cht zum be­ruf­spo­li­ti­schen En­ga­ge­ment

Strategische SIA-Themen

Ein Jahr nachdem die Delegierten des SIA die strategischen Themenfelder bestimmt haben – Baukultur, Planungs- und Bauprozesse, Energie und Vergabewesen –, ist es Zeit für eine Standortbestimmung. Was waren die Ziele? Was hat der SIA erreicht, wo gibt es Handlungsbedarf?

Data di pubblicazione
26-04-2018
Revision
26-04-2018

Ob politisches Lobbying, Kulturerbejahr oder Umsicht–Regards–Sguardi: Baukultur bildete schon immer die DNA des SIA. Entsprechend intensiv sind die Aktivitäten in diesem Bereich. Was waren aber die Ziele, die man sich aktuell gesetzt hatte? Erstens ganz generell das Bewusstsein und die Kompetenzen von Behörden und Planern für eine zukunftsfähige Gestaltung des Lebensraums fördern. Zweitens seine Position als anerkannte politische Stimme zur Baukultur festigen. Der SIA ist heute Hauptsparringspartner für den Bund, der eine interdepartementa­le Strategie Baukultur erarbeitet, und gestaltet diese unmittelbar mit.

Im Januar kamen die Kultur­minister aus über 30 europäischen Ländern im Vorfeld des World Economic Forum in Davos zusammen und verabschiedeten die Davos-Declaration – «Towards a high-
quality Baukultur for Europe». Der SIA war in der internationalen Redak­tion vertreten, die die Erklärung erarbei­tet hat. Ein zunächst symbolischer Akt, der nun auch Wir­­kung zeitigen muss. Zuversichtlich stimmt, dass die Kantone, die dieses Jahr den Vorsitz im nationalen Kulturdialog haben, die Baukultur dort voraussichtlich als neues Thema einbringen werden.

Mit Umsicht gibt der SIA der zeitgenössischen Baukultur eine Stimme und tritt in Dialog mit Hochschulen, Partnern und der breiten Öffentlichkeit. Massgeblich ist auch der Beitrag der Sektionen, Berufsgruppen und Fachvereine des SIA zum europäischen Kulturerbejahr 2018, die das Jahr mit einer Fülle an Projekten und Veranstaltungen in der ganzen Schweiz bereichern.

Digitalisierung pflügt Berufsbilder um

Das zweite aktuelle strategische Themenfeld des SIA sind die Planungs- und Bauprozesse. Namentlich die Digitalisierung stellt der­zeit Methoden und Abläufe in der Planungsbranche auf den Kopf. Der SIA hat sich zum Ziel gesetzt, das Bewusstsein für Chancen und Herausforderungen der Digitalisierung zu fördern, die Branche bei den anstehenden Veränderungen zu unterstützen und sich als kompetenter Partner zu etablieren. Dazu sollen insbesondere entsprechende Be­rufsinstrumente und Hilfsmittel für die Praxis erstellt werden.

Über das «Netzwerk Digital» stimmt sich der SIA mit den relevanten Akteuren ab, die gemeinsam die digitale Transformation des Planungs-, Bau- und Immobilienwesens aktiv gestalten wollen. Meilensteine in der praktischen Unterstützung sind das Merkblatt SIA 2051 Building Information Modelling (BIM) – Grundlagen zur Anwendung der BIM-Methode und die zugehörigen Dokumentationen, die der SIA publiziert hat. Diese sind über die Grenzen hinaus bei den Berufskollegen in Österreich und Deutschland auf grosses Interesse gestossen. Auch die Digitalisierung des SIA-Normenwerks hat der SIA in Angriff genommen. Eine Studie, die der SIA via Schweizerischer Verband freier Berufe (SVFB) mitbeauftragt hat, soll wichtige Anhaltspunkte liefern, wie sich die Digitalisierung auf die künftigen Berufsbilder der Architektinnen und Ingenieure auswirken wird. Eine Frage, der sich der SIA und seine Mitglieder zwangsläufig stellen müssen.  

Verlässlicher Partner beim Thema Energie

Die Umsetzung der Energiestrategie 2050 und des Pariser Klimaüber­einkommens von 2015 sowie har­­monisierter Vorschriften im Ge­bäude- und Siedlungsbereich sind vor­dringliche Ziele des SIA. Daher ist «Energie» auch nach wie vor eines seiner strategischen Themenfelder. Dazu gehört, das Bewusstsein für das «Bauen von morgen» zu ver­mitteln und die entsprechenden Grundlagen und Instrumente für die Praxis zu etablieren.

Der SIA ist als Partner der Energie- und Klimapolitik des Bundes unverzichtbar. Die Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie des Nationalrats (UREK) hat den SIA am 9. April zur Totalrevi­sion des CO2-Gesetzes angehört. Mit Bauenschweiz und Suissetec stimmte sich der SIA im Vorfeld ab und konnte daher mit entsprechendem Gewicht auftreten. Inwieweit die vorgebrachten Punkte Berücksichtigung finden, ist derzeit noch unklar. Flankierend soll 2018 auch ein gemeinsames Massnahmenpaket zur Förderung fossilfreier Gebäude geschnürt werden.

Schweizweites Vergabe-Monitoring im Aufbau

Beim Vergabewesen, dem vierten strategischen Themenfeld des SIA, geht es ums «Eingemachte», nämlich die faire Vergabe von Aufträgen. Zentrales Anliegen ist es, bei Bauherrschaften und Behörden das Bewusstsein für den Wert intellektueller Dienstleistungen zu stärken und die Anwendung der bewährten Verfahren zu fördern. Das öffent­liche Beschaffungswesen soll die Ansprüche an eine transparente, effiziente und nachhaltige Vergabe von Planungsleistungen erfüllen.

Um diese Ziele zu erreichen, sind zwei Aktivitäten besonders wichtig: erstens, dass sich der SIA bei der Revision des Bundesgesetzes für das öffentliche Beschaffungs­wesen (BöB) einbringt, und zwei­tens, dass er die öffentlichen Vergaben schweiz­weit unter die Lupe nimmt und bei nega­tiven Auffälligkeiten interveniert. Gemeinsam mit der Allianz für ein fortschrittliches öffentliches Beschaffungswesen (AföB) konnte der SIA die Wirtschaftskommission des Nationalrats (WAK-N) davon überzeugen, dass zukünftig das «vorteilhafteste» statt dem «günstigsten» Angebot den Zuschlag er­halten soll und dass neben der Plausibilität des Angebots in Zukunft auch die Verlässlichkeit des Preises bei den Zuschlagskriterien zwingend berücksichtigt wird. Die Tragweite dieser vermeintlich kleinen Präzisierungen ist nach Ein­schätzung des SIA weitreichend – ein grosser Erfolg.   

Der Aufbau eines schweiz­weiten Netzwerks zur Marktbeobachtung nach Vorbild bereits be­stehender Modelle, wie etwa in der Romandie, wo mit der Gründung des «Observatoire des marchés publics romands» (OMPr) die regionale Marktbeobachtung neu aufgestellt wurde (vgl. «Zentrale Vergabebeobachtung für fünf Kantone»), hat konkrete Züge angenommen. Neue Beobachtungsstellen haben sich in der Region Bern und in der Nordwestschweiz bereits formiert, eine weitere entsteht derzeit in der Ostschweiz. Diese Kompetenzzentren werden von mehreren SIA-Sektionen und Ortsgruppen anderer Planerverbände getragen. Auf nationaler Ebene wird die Initia­tive des SIA für ein schweizweites Netzwerk von BSA, BSLA, usic und FSU unterstützt.
 

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